Mein Game-Changer No. 1: Selbstfürsorge – von Ivana Feil

Die Geburt unseres Sohnes hat 2017 mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Dass das Leben mit Kind anders sein würde als ohne, war mir schon klar. Aber dass es sooooo anders werden würde, hatte ich nicht vermutet.

Gefühlt drehte sich ab der Entbindung einfach alles um unser kleines Wunder. Mein Fokus lag zu 130% darauf, seine Bedürfnisse zu sehen, zu analysieren und zu erfüllen. Schließlich kann ein Baby sich seine Bedürfnisse (noch) nicht selbst erfüllen – hieß es im Erziehungsratgeber.

Ich war eine sehr liebevolle, aber auch unheimlich aufopfernde Mama.

“Man solle Babys nicht schreien lassen.” Also wagte ich es nicht einmal schnell zu duschen, wenn ich mit unserem Baby allein war.

“Erwachsene können ihre Bedürfnisse aufschieben. Babys und Kleinkinder können das noch nicht.” Also steckte ich zurück. Auch wenn das bedeutete, dass ich meine essentiellsten Bedürfnisse – wie ausreichend trinken, ausgewogen und in Ruhe essen, erholsam schlafen und soziale Kontakte pflegen – vernachlässigte.

Ich versuchte immer und zu jeder Zeit für unseren Sohn da zu sein. Denn Sätze wie diese gaben mir das Gefühl, dass das Wohlbefinden unserer kleinen Sprösslinge über allem steht.

Wie froh war ich, als ich schließlich 2019 einen Elternkurs besuchte und erfahren durfte, wie diese Sätze wirklich gemeint waren und wie ich diesen Empfehlungen folgen konnte, ohne mich dabei selbst komplett aufzugeben und nur noch zu funktionieren.

Und irgendwann kamen mir dann folgende 2 Sätze unter: “Bedürfnisorientiert hört nicht beim eigenen Kind auf. Bedürfnisorientiert ist eine Haltung gegenüber sich selbst und seinen Mitmenschen – eigentlich gegenüber allem Leben da draußen.”

Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich war so beschäftigt damit, unseren Kleinen bedürfnisorientiert zu begleiten, dass für die Bedürfnisse meines Mannes, geschweige denn meine eigenen gar kein Platz war. Und genau diese Erkenntnis war für mich einer der wichtigsten Schritte in Richtung erfülltem Familienleben.

Nach und nach begann ich zu verstehen, dass meine Bedürfnisse auch wichtig sind. Und so arg hochgestochen waren meine Bedürfnisse/Wünsche eigentlich gar nicht: Einfach mal einen Kaffee in Ruhe trinken. Mal für ein paar Minuten nichts tun und nichts hören (kein Maaaama, kein auaaaaaa!!!!). Einfach mal ein paar Sekunden Stille. Kontrolle über meine Zeit. Das Gefühl, nicht ständig nur reagieren zu müssen, sondern bewusst zu entscheiden, was ich wann wie machen möchte.

Je besser ich wusste, was ich brauche, desto leichter konnte ich aktiv dafür sorgen, dass es mir gut geht und dann passierte etwas ganz Magisches, mit dem ich so gar nicht gerechnet hatte: Je ausgeglichener ich war, desto ausgeglichener wurden unsere inzwischen 2 Kinder.

Je entspannter ich war, desto entspannter wurden unsere Kinder. Je fröhlicher ich war, desto fröhlicher wurden unsere Kinder. Ich begann zu begreifen, dass es meinen Kindern dann am besten geht, wenn es mir gut geht.

Und wenn du das hier liest und es dir vielleicht gerade so geht, wie mir noch vor ein paar Jahren, dann lade ich dich ein, über deinen Schatten zu springen und dir selbst etwas Gutes zu tun. Fang mit ganz kleinen Momenten der Selbstfürsorge an und steigere dich nach und nach. Damit steigerst du nicht nur dein eigenes Wohlbefinden, sondern lebst auch deinem kleinen Schützling vor, wie er gut für sich selbst sorgen kann. Denn: „Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun.“ – Jesper Juul

Ivana Feil
2-fach Mama, familylab-Familienberaterin und Coach für Kleinkind-Eltern, die sich im Familienalltag weniger Stress und mehr Gelassenheit wünschen

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