Die Geburt des schlechten Gewissens
von Heidy de Blum
Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen waren für mich an sich nichts Neues... Schon immer ein stetiger Begleiter in meinem Leben - aber das schlechte Gewissen seitdem ich Mama bin übertrifft dann doch noch einmal alles, was ich bisher kannte.
Es fing direkt mit dem positiven Schwangerschaftstest an: "Oh nein... Ich hab letzte Woche noch einige Gläser Wein getrunken." Doch wie tief die Schuld verwurzelt ist, wurde mir so richtig bewusst bei Geburt meiner Zwillinge. Die Geburt war kein Zuckerschlecken... Aber welche Geburt ist das schon? Nach 3 Tagen Wehen war meine Tochter endlich auf der Welt und dann fing es erst an richtig kompliziert zu werden. Mein Sohn legte sich quer. Der Notkaiserschnitt wurde vorbereitet, doch die Ärztin gab nicht auf und schaffte es, meinen Sohn auf diese Welt zu bringen. Seine Fruchtblase war allerdings noch nicht geplatzt und explodierte, als er endlich zu uns kam. Die Ärztin wurde von oben bis unten eingeduscht. Und meine Gedanken? Nicht etwa: Gott sei Dank sind die beiden gesund! oder: Jetzt ist es endlich vorbei... NEIN! Es war mein schlechtes Gewissen, dass die Ärztin in diesem Moment wie ein nasser Pudel vor mir stand und sich das Fruchtwasser aus dem Gesicht wischen musste...
Und seitdem wurde die Stimme in mir noch lauter. Schlechtes Gewissen, weil ich nicht so lange stillen konnte wie ich wollte. Schlechtes Gewissen, weil man nicht beide Kinder immer so versorgen kann, wie man es gerne möchte. Schlechtes Gewissen, weil die Kinder im Zug so laut sind.
Die Liste ist unendlich und mein Wunsch ganz einfach. Am liebsten würde ich das schlechte Gewissen in die Tonne treten und das Wort Schuld aus meinem Wortschatz streichen. Weg mit diesen Schuldgefühlen und hin zu mehr Vertrauen, Sicherheit und Empathie... Denn Mama sein ist auch ohne Schuldgefühle die größte Herausforderung in meinem Leben.