Jesper Juul
Jesper Juul, 1948 - 2019, war Lehrer, Gruppen- und Familientherapeut, Konfliktberater und Buchautor. Er war bis 2004 Leiter des “Kempler Institute of Scandinavia“ in Odder, nahe Aarhus, das er 1979 gründete. 1972 schloss er sein Studium der Geschichte, Religionspädagogik und europäischen Geistesgeschichte ab. Statt die Lehrerlaufbahn einzuschlagen, nahm er eine Stelle als Heimerzieher und später als Sozialarbeiter an und bildete sich in Holland und den USA bei Walter Kempler zum Familientherapeuten weiter.
Jesper Juul ist Autor von mehr als zwei Dutzend Büchern, die in viele Sprachen übersetzt wurden. In Deutschland liegen, von verschiedenen Verlagen, über 40 Buchtitel und DVDs von ihm vor. Als sein Standardwerk gilt ‚Das kompetente Kind'. Für Lehrer und Erzieher ist ‚Vom Gehorsam zur Verantwortung' erschienen.
‚Was Familien trägt', ‚Die kompetente Familie - das familylab-Buch', ‚Nein aus Liebe' und 'Pubertät – Wenn Erziehen nicht mehr geht' gehören zu den Bestsellern.
2014 gründete Jesper Juul das Elternbildungsprojekt familylab International. Es existieren mittlerweile 24 selbstständige Abteilungen u.a. in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Kroatien, Norwegen, Österreich, Polen, der Schweiz, Schweden und Slowenien sowie in Südamerika und in Australien. Alle Länder findest Du unter www.familylabassociation.com.
Jesper Juul über familylab
„Die Eltern von heute stehen mit einer Aufgabe da, die historisch einzigartig ist: Sie sollen buchstäblich sowohl die Partnerschaft zwischen Mann und Frau sowie die Führung im Verhältnis mit Kindern und Jugendlichen von vorne erfinden, und zwar im Verhältnis zu einigen ganz neuen Werten und Zielen, die u. a. von Gleichberechtigung und einem brennenden Wunsch, nicht die Integrität der Kinder und Jugendlichen zu kränken, handeln.
Wir sind Zeugen von viel mehr als einem Generationenwechsel, in dem die Jungen etwas Neues wollen. Die Ehe ist nicht länger eine soziale oder moralische Notwendigkeit, sondern eine existenzielle und emotionale Wahl; wir sehen neue Familienformen und Formen des Zusammenlebens: die Geschlechterrollen befinden sich in der Auflösung, und mitten in diesem Ganzen sollen wir uns Kindern und Jugendlichen gegenüber verhalten, die einen ganz neuen Status, sowohl in der Familie als auch in der Gesellschaft bekommen haben. Ich habe den allergrößten Respekt vor den vielen Eltern, die den Mut haben, sich zur Unsicherheit zu bekennen und die die Energie dazu haben, sich in eine Entwicklung zu stürzen, die den meisten ansonsten sowohl den Mut als auch den langen Atem rauben kann.
Ich glaube nicht an Konzepte à la „How to manage your teenager in five easy lessons“, aber ich glaube, wir können Eltern eine Menge Inspiration und Begleitung anbieten - ausgehend davon, wer sie sind, und was sie mit ihrer Familie und den aktuellen Konflikten, mit denen sie gerade jetzt leben, erreichen möchten.
Deswegen habe ich die Bezeichnung „Familienlabor“ ausgewählt. Es ist also keine Schule, sondern eher ein Laboratorium, in dem man finden, wieder finden, erfinden und mit seiner eigenen Art und Weise, seine Familie zu entwickeln, experimentieren kann.
Es gilt für jede Familie, dass Liebe nicht ausreicht, um die Entwicklung und das Wohlbefinden der Mitglieder zu sichern. Wir müssen lernen, unsere liebevollen Gefühle in liebevolle Handlungen umzusetzen, und das müssen wir v. a. mit und voneinander lernen. Die Familienwerkstatt bietet eine Reihe von erprobten Prinzipien und Werten an, die den roten Faden im Leben der Familie ausmachen können, die aber mit den persönlichen Werten und Zielen, eine warme und sinnvolle Ganzheit für alle Familienmitglieder zu schaffen, vereint werden müssen.“