“Das ist so ein tolles Gefühl, wenn einen die anderen bewundernd anschauen, wenn man so ein Kind drangsaliert.“
Fies zu anderen sein, das können 10 – 15-Jährige besonders gut.
Sie geben ihnen fiese Spitznamen, verbreiten gemeine Lügen und das immer wieder. Normaler Weise, wenn Kinder streiten, geht das kurz hin und her und dann ist es wieder gut. „Bullies“ dagegen hören damit nicht auf.
Gründe sind steigender Leistungsdruck in der Schule, Freundschaften in gleichaltrigen Gruppen werden wichtiger – damit steigt der Profilierungsdruck bei manchen, in dieser Gruppe dann ein einzelnes Opfer zu beschämen, ist ein Weg sich bei den anderen beliebt zu machen. So den eigenen Status zu sichern. Der eigene sichere Platz in Gruppe ist der Lohn für den Drangsalierer.
Dabei interessiert der sogennannte Machiavelli-Typ die Forscher besonders: Das sind Kinder mit viel Einfühlungsvermögen und eigentlich hoher Sozialkompetenz. Sie sind in der Lage ihre Gemeinheiten ganz gezielt einzusetzen. Vor Erwachsenen machen sie meist einen vernünftigen Eindruck unter Gleichaltrigen „schlagen” sie zu. Wir haben versucht dieses Verhalten in pro-soziales Verhalten umzulenken. Denn das sind Anführerkinder, Vorbilder für die anderen. Wenn wir es schaffen, sie davon zu überzeugen, dass sie ihren hohen Status in der Gruppe festigen können, wenn sie sich pro-sozial und freundlich verhalten, so ist das das eigentliche Ziel. Wenn die Erwachsenen mit dabei sind lässt sich die Gewaltrate halbieren, so Prof. Espelage.
Kinder die alle Grenzen sprengen landen z.B. im Haunerschen Kinderspital in München, dort gibt es strenge Regeln und viel Aufmerksamkeit. Dort sagt ein Erwachsener sofort stopp: “Jemand zu sagen „fick dich“ ist Gewalt! Wir haben für körperliche – aber auch für verbale Gewalt keine Toleranz”, sagt der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Karl Heinz Brisch. Bei uns klären Erwachsene sofort: Was ist mit dir los, was ist der Grund, weshalb du über alle Grenzen gehst. Wir sehen viele Eltern, die sich gar nicht mehr trauen, sich hinzustellen und zu sagen, das finde ich nicht OK, was ihr da macht. Ich bin damit überhaupt nicht einverstanden. Sie haben Ängste, wenn sie ihre Kinder damit klar konfrontieren; glauben, dass sie die verlieren könnten. Dass die Kinder gar nichts mehr erzählen. Aus diesem Grund hören sie wohl, was läuft, aber beziehen keine Stellung dazu.“
Dabei Wünschen sich Kinder selbst (Opfer und Täter) Erwachsene, die es nicht einfach laufenlassen. Sondern Erwachsene, die da sind, wenn man sie braucht: Eine 10-jährige: “Dazwischen gehen, die Erwachsenen sollten merken, wenn es bei einem Kind grade nicht gut läuft. Dass die Lehrer mal fragen würden, ob alles ok ist.”
Infos zur Autorin, die Psychologieprof. Dr. Dorothy L. Espelage erforscht Mobbing seit 20 Jahren:
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