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“… am besten macht man immer so viel, wie man Lust hat, damit man nicht die Lust verliert“

Dr. Falko Peschel, Lehrer, Erziehungswissenschaftler, Schulgründer • familylab.de

Warum ist ein auf die Selbststeuerung der Kinder setzender offener Unterricht so effektiv – und wie kann er konkret aussehen? Und das alles in Übereinstimmung mit Lehrplänen, Schulräten und Regierungspräsidien.

Dr. Falko Peschel ist Lehrer, Erziehungswissenschaftler, Schulgründer, Schulleiter der Bildungsschule Harzberg. Er hat vier Jahre eine Klasse durch die Grundschulzeit geführt ohne zu "unterrichten". Dabei haben die hohen Leistungen der Kinder nicht nur ihn, sondern auch viele Besucher immer wieder verblüfft.

Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz entwickeln sich am besten in einem Unterricht, in welchem sie unverblümt vom Kind gefordert werden. Ein Unterricht, der konsequent den eigenen Lernweg des Kindes zulässt, ihm innerhalb der offenen Lehrpläne größtmögliche Freiheit bzgl. der Inhalte einräumt und letztendlich auch Freiraum gibt, die gemeinschaftlichen Belange auch gemeinschaftlich zu lösen — und zwar ohne dabei den Einzelnen in seinen Rechten unnötig zu beschneiden. Für unseren Unterricht hieß das konkret, dass es keinen "Unterricht", keine gemeinsamen Erarbeitungs- oder Übungsphasen gab, keine Lehrgänge und Freiarbeitsmittel und zunächst auch keine Regeln für unser Zusammenleben. Dabei hat sich schnell ein allen sinnvoll erscheinender Tagesablauf herauskristallisiert - vor allem nachdem man einmal im ersten Schuljahr für die Abschaffung dieser Strukturen gestimmt hatte: nach zwei chaotischen Tagen wurden sie nie mehr infrage gestellt.

Das frappierende Ergebnis der Evaluation dieses Unterrichts: Obwohl sich in der Klasse viele Kinder mit besonderen Schwierigkeiten befanden bzw. gezielt dorthin eingewiesen wurden, liegen die Leistungen deutlich über den Vergleichswerten repräsentativer Stichproben. Selbst Schüler, die als nicht in der Regelschule „beschulbar“ galten, sind nach der Grundschule auf das Gymnasium oder andere weiterführende Regelschulen gewechselt. Es ergibt sich der Eindruck, als sei der Leistungsspiegel der Klasse erheblich nach oben verschoben worden – und zwar in gesamter Breite, ohne dass bestimmte Kindergruppen davon benachteiligt worden wären.

www.bildungsschule-harzberg.de
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