Jean Liedloff stammt aus New York, hat das Drew Seminary for Young Women abgeschlossen und ging dann zur Cornell University, begann aber ihre Reisen, bevor sie einen Abschluß gemacht hatte. Nach fünf Expeditionen zu den Yequana-Indianern von Venezuela schrieb sie ihre Beobachtungen in dem mit großem Beifall aufgenommenen Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück.“ Danke für Ihre Arbeit Jean Liedloff. Jean Liedloff starb im März 2011.
In Ihrer Arbeit unterschied Jean Liedloff einerseits zwischen evolvierten Gesellschaften, die im Rahmen der natürlichen Evolution eine stetige, über einen langen Zeitraum fortlaufende Entwicklung erleben und in hohem Maße an die angeborenen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Menschen angepasst sind, sowie andererseits zivilisierten Gesellschaften, die ohne Rücksicht auf das menschliche Continuum oder tradiertes Erfahrungswissen von jeder Generation immer neue und immer schnellere Anpassungsleistungen an technische und soziale Änderungen erwarten.
Liedloff beschrieb, dass in evolvierten Gesellschaften allen Kindern Menschen jeden Alters und beider Geschlechter als Vorbilder jederzeit zur Verfügung stehen. Demgegenüber seien die meisten Kinder in zivilisierten Gesellschaften auf eine einzelne Bezugsperson (üblicherweise die Mutter) sowie auf altershomogene Gruppen in Institutionen (Spielgruppe, Krippe, Kindergarten, Schule, Hort etc.) angewiesen. Der zwanglose, selbstverständliche Kontakt von Kindern zu Frauen, die vergnügt einer nicht-kindbezogenen Arbeit nachgehen (d. h. die weder als Erzieherin noch als Lehrerin arbeiten und auch das Mutter-Sein nicht als einzigen Beruf ausüben), zu Männern sowie zu anderen Altersgruppen (d. h. zu alten Menschen, Jugendlichen, wesentlich jüngeren oder älteren Kinder) sei in zivilisierten Gesellschaften unüblich. Diese Fülle bzw. dieser Mangel spiegle sich wider im Verhalten sowie der Gesundheit der Menschen (nicht nur der Kinder) in evolvierten bzw. zivilisierten Gesellschaften.
Wer übernimmt die Führung? Die unglückseligen Folgen, wenn sich alles ums Kind dreht ein Artikel von Jean Liedloff, übersetzt von: Claudia Freyer
Es hat den Anschein, dass viele Eltern von Kleinkindern, in ihrem Bemühen, weder nachlässig noch respektlos zu sein, in die scheinbar entgegen gesetzte Richtung übertreiben. Es dauerte eine Weile, bis mein “zivilisierter” Verstand die Bedeutung dessen, was ich beobachtete, vollständig erfasste. Ich hatte mehr als zwei Jahre damit verbracht, in den Urwäldern Südamerikas mit Steinzeit-Indianern zu leben. Kleine Jungen reisten mit uns, wenn wir ihre Väter als Führer und Begleitung in Anspruch nahmen, und wir lebten oft Tage oder Wochen in den Dörfern der Yequana-Indianer, wo Kinder den ganzen Tag unbeaufsichtigt von Erwachsenen oder Jugendlichen spielten. Erst nach der vierten Expedition wurde mir schlagartig bewusst, dass ich niemals einen Konflikt zwischen Kindern oder zwischen einem Kind und einem Erwachsenen gesehen hatte. Die Kinder prügelten sich nicht nur nicht untereinander, sie stritten nicht einmal. Sie gehorchten ihren Eltern unverzüglich und freudig und trugen oft Babies mit sich herum während sie spielten oder bei der Arbeit halfen…
Die Konsequenzen von “Konsequenzen” von Teresa Pitman
»Trotz des Namens sind Konsequenzen in Wirklichkeit Bestrafungen. Der Elternteil versucht, das Kind zu zwingen zu tun was der Elternteil will, indem er es unangenehm macht, etwas anderes zu tun. Ich höre verärgerte Sozialarbeiter und Erzieher zu den Kindern, die sie betreuen, sagen: “Das wird Konsequenzen für dich haben, die du nie vergessen wirst!” Den Namen zu ändern, ändert nichts daran, was es ist, und Kinder wissen das. So zu tun, als ob die Konsequenzen des Kindes freier Wille sind – es hat die Bestrafung gewählt – ist unglaublich unehrlich«…